Daniel Libeskind hat eine Outdoor-Installation
für das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau entworfen, in der die Fotografin
Caryl Englander mit eindringlichen Porträts die Geschichten Überlebender
erzählt.
Sie blicken direkt in die Linse – und lächeln.
Drei Jahre lang hat Dokumentarfotografin Caryl Englander Überlebende des
Konzentrationslagers Auschwitz zu Hause besucht und porträtiert. Viele haben
auf den Bildern ihre Ärmel hochgerollt, um ihre tätowierte Häftlingsnummer zu
zeigen. 21 intime Bilder sind dabei entstanden – von Juden, Katholiken und
Sinti. „Through the Lense of Faith“ heißt die Sonderausstellung, die laut
Englander ein Beweis für die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes sei
und den Fokus auf den Glauben während und nach der Zeit im Konzentrationslager
legt. „Das Projekt fragt: Wie konnte eine weitgehend religiöse Bevölkerung
ihren Sinn für Identität und Kultur in einer Todeswelt namens Auschwitz
bewahren?“
Der Architekt Daniel Libeskind, der das
Jüdische Museum in Berlin entworfen hat, entwickelte für die Porträts einen
künstlerischen Rahmen aus drei Meter hohen Edelstahlpaneelen. Jedes der 21
Bilder sitzt in einer dieser verspiegelten Tafeln, die sich entlang eines Weges
in einem Muster aufreihen, das an die Streifen der Gefangenenuniformen erinnern
soll. Sie bilden eine Art Allee, die die Besucher in Richtung Museum lenkt.
Libeskinds Installation spielt mit Perspektiven: Steht man vor den
reflektierenden Paneelen, erblickt man Englanders Porträts durch eine dunkle,
transparente Glasplatte, auf die in weißer Schrift die jeweils erste
Auschwitz-Erinnerung des Fotografierten eingraviert ist. Wie ein Fenster lässt
sich die Scheibe öffnen, um das Bild, das dahinter zu schweben scheint, auch
ohne Text betrachten zu können. Man muss sich mit der Installation also
auseinandersetzen, um ihren Kern zu erfassen.
Die Ausstellung rücke nicht nur die
Geschichten der Überlebenden in den Mittelpunkt, erklärt Libeskind, sondern
setze sie in einen direkten Zusammenhang mit dem Lager selbst – und mit
Entwicklungen, die wie in der heutigen Zeit spüren. „Through the Lense of
Faith“ legt einen starken inhaltlichen Fokus auf den Glauben in Zeiten der
Gefangenschaft. 2019 markiert das 75. Jahr der Befreiung des
Konzentrationslagers Auschwitz; die Ausstellung am Ort des Gedenkens ist noch
bis Ende Oktober 2020 zu sehen.
Die Fotografierten fand Englander in
Überlebensnetzwerken, die vom Amud Aish Memorial Museum organisiert werden.
Gemeinsam mit Henri Lustiger Thaler, dem Kurator des Amud Aish Memorial Museum
in New York City, wurde die Outdoor-Installation am 1. Juli in Auschwitz
eingeweiht. (Foto: Hufton+Crow)
https://www.ad-magazin.de/article/daniel-libeskind-sonderausstellung
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