Er war ein Rebell im Musikbetrieb und ein
Meister der historischen Aufführungspraxis. Der österreichische Dirigent
Nikolaus Harnoncourt ist mit 86 Jahren gestorben.
Nicolaus Harnoncourt dirigiert 2006 beim
Luzern-Festival in der Schweiz (Archivbild). © Urs Flueeler\Keystone/ AP
Der österreichische Dirigent Nikolaus Harnoncourt ist
tot. Der Cellist, Dirigent und Spezialist für alte Musik starb am Samstag im
Alter von 86 Jahren, wie seine Familie am Sonntag mitteilte. Harnoncourt sei
nach einer schweren Erkrankung friedlich im Kreis seiner Familie entschlafen,
hieß es in einer Erklärung der Familie. "Trauer und Dankbarkeit sind groß.
Es war eine wunderbare Zusammenarbeit", schrieb seine Frau Alice im Namen
der Verwandten. Harnoncourt hatte sich erst im Dezember aus gesundheitlichen Gründen vom Dirigentenpult zurückgezogen.
Der 1929 in Berlin geborene und in Graz aufgewachsene
Spross eines luxemburg-lothringischen Adelsgeschlechts studierte Cello in Wien
und wurde 1952 bei den dortigen Symphonikern aufgenommen. 1953 gründete er mit
seiner Ehefrau Alice Hoffelner und Orchesterkollegen den Concentus Musicus
Wien. Das Ensemble verschrieb sich einer Aufführungspraxis, die auf
Originalinstrumenten dem ursprünglichen Klang von Renaissance- und Barockmusik
so nahe wie möglich kommen wollte. Bahnbrechend waren seine Einspielungen von
Monteverdi-Opern und Kantaten von Johann Sebastian Bach.
Gegen heftigen Widerstand des etablierten
Musikbetriebs sorgte Harnoncourt so für eine Blüte des werkgetreuen
Musizierens. Später wandte sich der Spezialist für Renaissance- und Barockmusik
auch der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts zu.
1972 begann Harnoncourt auch zu dirigieren. 1975 startete
die langjährige Zusammenarbeit mit dem Concertgebouw Orchester in Amsterdam.
1983 debütierte er am Dirigentenpult der Wiener Symphoniker, 1984 bei den
Wiener Philharmonikern, 1987 an der Wiener Staatsoper und 1992 bei den
Salzburger Festspielen. Als Gastdirigent zahlreicher Spitzenensembles zählte
Harnoncourt zu den weltweit angesehensten Orchesterleitern. 2001 und 2003
dirigierte er das zum Weltereignis gewordene Neujahrskonzert der Wiener
Philharmoniker.
Als Autor viel beachteter Bücher und als Dozent
versuchte Harnoncourt außerdem, seine Einsichten über Musik zu vermitteln. 20
Jahre lang unterrichtete er als Professor für Aufführungspraxis an der
Musikuniversität Mozarteum in Salzburg.
http://www.zeit.de/kultur/musik/2016-03/nicolaus-harnoncourt-gestorben
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