Fotografie der Nachkriegsmoderne
Museum für Fotografie
Mit rund 200 Aufnahmen präsentiert die
Ausstellung eine Auswahl aus dem Nachlass des Stuttgarter Fotografen Ludwig
Windstosser (1921-1983), den die Kunstbibliothek im Museum für Fotografie
bewahrt. Durch seine Firmenporträts avancierte Windstosser zum führenden
Industriefotografen der westdeutschen Nachkriegszeit und ist dennoch bis heute
weitgehend unbekannt. Die Ausstellung ist der erste Versuch, einen umfassenden
Einblick in Leben und Werk des Fotografen zu geben, der bislang noch in keiner
Einzelausstellung gewürdigt wurde.
Tendenzen der Nachkriegsavantgarde
In den ersten Jahren nach dem Zweiten
Weltkrieg war Windstosser Mitglied der Gruppe fotoform und beteiligte sich an
den Ausstellungen und Buchprojekten der subjektiven fotografie. In Anknüpfung
an die fotografischen Tendenzen der 1920er und frühen 30er Jahre prägte vor
allem fotoform die Bildsprache der fotokünstlerischen Nachkriegsavantgarde.
Steile Perspektiven, ungewöhnliche Bildausschnitte und starke Kontraste finden
sich auch in den Werbeaufnahmen, die er als Industriefotograf ab den frühen
1950er Jahren für viele Firmen – vom Stahlbau über Pharmahersteller bis hin zur
Textilbranche – realisierte. So porträtierte er das Bergbauunternehmen
Ruhrkohle AG, das für den Aufschwung der westdeutschen Wirtschaft eine
maßgebliche Rolle spielte. In seinen Fotografien zeigt er den Produktionsablauf
von den Schächten bis hin in die heimischen Öfen und entwickelt dabei ein Bild
vom Bergbau, das auch heute noch im kollektiven Gedächtnis präsent ist.
Gegenüberstellungen von Großstadt und Natur
Auch für seine zahlreichen Buchprojekte fing
Windstosser den nachkriegsdeutschen Zeitgeist mit seiner Kamera ein. Die
Bildbände führen das Lebensgefühl in Großstädten wie Berlin oder Stuttgart
einerseits sowie ein breites Spektrum an Landschaftsaufnahmen andererseits vor
Augen. Der 1972 erschienene Bildband "Berlin: teils teils" ist ein
Porträt West-Berlins, in einer von Wiederaufbau und Fortschritt aber auch dem
Wunsch nach Normalität und Sicherheit geprägten Zeit. Dieses Spannungsfeld
zieht sich durch geschickte Gegenüberstellungen durch das gesamte Farbfotobuch.
Begleitband zur Ausstellung
Der zur Ausstellung erscheinende 80-seitige Begleitband vertieft
die drei Hauptaspekte im Schaffen Windstossers – künstlerische Fotografie,
Industriefotografie, Stadt- und Landschaftsaufnahmen. Die Karriere Ludwig
Windstossers steht exemplarisch für das Wirken vieler Fotografinnen und
Fotografen in der Zeit des westdeutschen Wirtschaftswunders, seine Arbeit ist
andererseits einzigartig in der Vielseitigkeit ihrer Bildsprache.
https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/ludwig-windstosser.html
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