Eine „Aida“ wie keine
andere steht Salzburg am Sonntag ins Haus. Und auch außerhalb des klassischen
Kulturbetriebs gibt es nicht nur in Salzburg gerade ein Thema: Wie wird die
neue „Aida“ - mit Anna Netrebko in der Titelrolle? Und worauf muss man sich einstellen?
Geschickt bedienen die Festspiele den Hype um die Inszenierung. Von Probe zu
Probe werden mehr Voransichten öffentlich. Und Probeneindrücke machen die
Runde, obwohl ja noch niemand offiziell über die Inszenierung sprechen darf.
Es ist ein Experiment der
besonderen Art, das Markus Hinterhäuser mit seiner „Aida“ ab Sonntagabend in
der Salzburger Felsenreitschule wagt. Eine Regiedebütantin trifft auf den
Hochkultur-Normcore-Vertreter im Umgang mit dem Werk Verdis - und in der Mitte
ein Weltstar, der zuletzt mit dem Wutanfall gegen die Forbes-Reichenliste in
den Sozialen Medien von sich reden machte.
TV-Hinweis
Die neue
„Aida“-Inszenierung in Salzburg sendet der ORF live-zeitversetzt am Samstag, 12.
August, um 19.30 Uhr in Ö1 und 20.15 Uhr in ORF2. Als Dacapo ist die Salzburger
„Aida“ dann noch am Sonntag, 13. August, 21.20 Uhr, in ORF III zu erleben.
Keine Frage: Shirin Neshat,
Riccardo Muti und Netrebko sind die ungewöhnlichste und aufregendste Paarung
dieses Opernjahres. Dass der Hype um Netrebko ohnedies das Opernfach in
Salzburg in eine ganz eigene Liga katapultiert, konnte man so gut wie jedes
Jahr in Salzburg zuletzt erleben.
Der Buzz um die
Vorschaubilder
In den Sozialen Medien
überbieten sich Insider schon jetzt mit Bildern, die man etwa zuletzt in der
„Aida“-Fotoprobe erhaschen durfte. Und um zu zeigen, dass die Paarung
Neshat-Muti das Natürlichste der Welt sein kann, posieren beide Stars auch am
Rand der Proben bereitwillig vor der Kamera.
Dass es ein komplett neuer
Blick auf einen der größten Opernklassiker sein wird, ist allen bewusst.
Statisch soll die neue „Aida“ sein - und Film wird in ihr eine zentrale Rolle
spielen.
Beitrag aus kulturMontag
Spezial aus Salzburg, 31.07.2017
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Dieses Video darf aus
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8/8/2017 12:41:28)
Shirin Neshat inszeniert
„Aida“
Neshat über eine „Aida“,
die so gar nichts mit dem Gros der Herangehensweisen an diesen Opernklassiker
von Giuseppe Verdi zu tun haben wird.
Zwei Wochen vor der
Premiere gab die iranische Foto- und Videokünstlerin bereitwillig Auskunft
darüber, wie sie viele Szenen der „Aida“ anders behandeln werde als viele ihrer
Vorgängerinnen und Vorgänger. Als Frau des Nahen Ostens sei ihr Blick auf ein
europäisches Unterhaltungsspektakel, das Ägypten als exotisches Setting wähle,
schon von Natur aus ein anderer.
Szenenbild aus der neuen
Aida in SalzburgSalzburger Festspiele / Monika Rittershaus
Minimalistisch nüchtern und
zugleich archaisch wirken die ersten Probenbilder aus der Neshat-Muti-„Aida“
Kein Berauschen an einer
„Ägypten-Exotik“
Ein Berauschen an der
ägyptischen Exotik zur Unterhaltung einer europäischen Oberschicht darf man bei
der exiliranischen Feministin und Religionskritikerin nicht erwarten.
Zahlreiche Elemente in der
„Aida“ werde sie in ein neues Licht setzen, ließ Neshat im Vorfeld
durchblicken. Sie fasziniere die Ambivalenz der Männer um Aida in der Ausübung
ihrer männlichen Autorität - und sie erkenne in der Geschichte von Aida sehr
viel von ihrer eigenen Biografie: von der Situation im Exil leben zu müssen und
in der Ferne auch eine Form von Frieden mit der eigenen Situation schließen zu
müssen.
Videos wurden in Wien
gedreht
Eine große Rolle wird der
Film in dieser „Aida“ spielen, verriet Neshat im Vorfeld. Gedreht und an den
Videos gearbeitet wurde in Wien. „Viele der besonders üblen Priester werden
zufälligerweise Österreicher sein“, scherzte sie beim Pressegespräch vorab.
Der Film wird unter anderem
dort zum Einsatz kommen, wo bei Verdi die berühmten Tanzszenen in die Oper
geschoben werden. Musikalisch deuten diese Einlagen ja weit über Verdi hinaus -
und wenn Neshat die Videos nun auch als Medium verwendet, um ihre
Religionskritik daran aufzuspannen, darf man auf eine besondere Wirkung
gespannt sein.
Neshat als Feministin und
Religionskritikerin
In ihrer Kritik an der
Priesterkaste habe sie keine besondere Religion im Auge. Insgesamt sehe sie die
Rolle jeder Religion und Aussagen, die im Namen der Religion gemacht würden,
als problematisch an. Und natürlich wird bei ihr im Fokus stehen, dass mit den
Priestern eine Kaste von Männern im Raum steht, die auch über das Schicksal
vieler Frauen entscheiden. Und auch hier könnte Neshat einige Aufstellungen
Verdis umstellen.
Oberpriesterin mit
PriesterkasteSalzburger Festspiele /Monika Rittershaus
Ein Spiel mit Licht und
Finsternis und der Aufstellung der Kaste der Priesterinnen und Priester
Starke Eindrücke
hinterlassen die ersten sehr reduzierten Bühnenentwürfe, die man in Bildform zu
sehen bekommt. Und allen voran die Kostüme von Tatyana van Walsum, die zwischen
modernem Minimalismus und starker Archaik oszillieren. Schon jetzt steht fest:
Netrebko wird an diesem Abend eine Prinzessin einer fernen, nicht leicht
einnehmbaren Schönheit sein.
Gerald Heidegger, ORF.at
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