martes, 8 de agosto de 2017

NETREBKO UND DIE „AIDA“-MANIA

Eine „Aida“ wie keine andere steht Salzburg am Sonntag ins Haus. Und auch außerhalb des klassischen Kulturbetriebs gibt es nicht nur in Salzburg gerade ein Thema: Wie wird die neue „Aida“ - mit Anna Netrebko in der Titelrolle? Und worauf muss man sich einstellen? Geschickt bedienen die Festspiele den Hype um die Inszenierung. Von Probe zu Probe werden mehr Voransichten öffentlich. Und Probeneindrücke machen die Runde, obwohl ja noch niemand offiziell über die Inszenierung sprechen darf.



Es ist ein Experiment der besonderen Art, das Markus Hinterhäuser mit seiner „Aida“ ab Sonntagabend in der Salzburger Felsenreitschule wagt. Eine Regiedebütantin trifft auf den Hochkultur-Normcore-Vertreter im Umgang mit dem Werk Verdis - und in der Mitte ein Weltstar, der zuletzt mit dem Wutanfall gegen die Forbes-Reichenliste in den Sozialen Medien von sich reden machte.

TV-Hinweis
Die neue „Aida“-Inszenierung in Salzburg sendet der ORF live-zeitversetzt am Samstag, 12. August, um 19.30 Uhr in Ö1 und 20.15 Uhr in ORF2. Als Dacapo ist die Salzburger „Aida“ dann noch am Sonntag, 13. August, 21.20 Uhr, in ORF III zu erleben.
Keine Frage: Shirin Neshat, Riccardo Muti und Netrebko sind die ungewöhnlichste und aufregendste Paarung dieses Opernjahres. Dass der Hype um Netrebko ohnedies das Opernfach in Salzburg in eine ganz eigene Liga katapultiert, konnte man so gut wie jedes Jahr in Salzburg zuletzt erleben.

Der Buzz um die Vorschaubilder
In den Sozialen Medien überbieten sich Insider schon jetzt mit Bildern, die man etwa zuletzt in der „Aida“-Fotoprobe erhaschen durfte. Und um zu zeigen, dass die Paarung Neshat-Muti das Natürlichste der Welt sein kann, posieren beide Stars auch am Rand der Proben bereitwillig vor der Kamera.


Dass es ein komplett neuer Blick auf einen der größten Opernklassiker sein wird, ist allen bewusst. Statisch soll die neue „Aida“ sein - und Film wird in ihr eine zentrale Rolle spielen.

Beitrag aus kulturMontag Spezial aus Salzburg, 31.07.2017
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Dieses Video darf aus rechtlichen Gründen nur in Österreich wiedergegeben werden. (ES 81.47.31.237 - 8/8/2017 12:41:28)
Shirin Neshat inszeniert „Aida“
Neshat über eine „Aida“, die so gar nichts mit dem Gros der Herangehensweisen an diesen Opernklassiker von Giuseppe Verdi zu tun haben wird.
Zwei Wochen vor der Premiere gab die iranische Foto- und Videokünstlerin bereitwillig Auskunft darüber, wie sie viele Szenen der „Aida“ anders behandeln werde als viele ihrer Vorgängerinnen und Vorgänger. Als Frau des Nahen Ostens sei ihr Blick auf ein europäisches Unterhaltungsspektakel, das Ägypten als exotisches Setting wähle, schon von Natur aus ein anderer.

Szenenbild aus der neuen Aida in SalzburgSalzburger Festspiele / Monika Rittershaus
Minimalistisch nüchtern und zugleich archaisch wirken die ersten Probenbilder aus der Neshat-Muti-„Aida“

Kein Berauschen an einer „Ägypten-Exotik“
Ein Berauschen an der ägyptischen Exotik zur Unterhaltung einer europäischen Oberschicht darf man bei der exiliranischen Feministin und Religionskritikerin nicht erwarten.

Zahlreiche Elemente in der „Aida“ werde sie in ein neues Licht setzen, ließ Neshat im Vorfeld durchblicken. Sie fasziniere die Ambivalenz der Männer um Aida in der Ausübung ihrer männlichen Autorität - und sie erkenne in der Geschichte von Aida sehr viel von ihrer eigenen Biografie: von der Situation im Exil leben zu müssen und in der Ferne auch eine Form von Frieden mit der eigenen Situation schließen zu müssen.


Videos wurden in Wien gedreht
Eine große Rolle wird der Film in dieser „Aida“ spielen, verriet Neshat im Vorfeld. Gedreht und an den Videos gearbeitet wurde in Wien. „Viele der besonders üblen Priester werden zufälligerweise Österreicher sein“, scherzte sie beim Pressegespräch vorab.

Der Film wird unter anderem dort zum Einsatz kommen, wo bei Verdi die berühmten Tanzszenen in die Oper geschoben werden. Musikalisch deuten diese Einlagen ja weit über Verdi hinaus - und wenn Neshat die Videos nun auch als Medium verwendet, um ihre Religionskritik daran aufzuspannen, darf man auf eine besondere Wirkung gespannt sein.



Neshat als Feministin und Religionskritikerin
In ihrer Kritik an der Priesterkaste habe sie keine besondere Religion im Auge. Insgesamt sehe sie die Rolle jeder Religion und Aussagen, die im Namen der Religion gemacht würden, als problematisch an. Und natürlich wird bei ihr im Fokus stehen, dass mit den Priestern eine Kaste von Männern im Raum steht, die auch über das Schicksal vieler Frauen entscheiden. Und auch hier könnte Neshat einige Aufstellungen Verdis umstellen.

Oberpriesterin mit PriesterkasteSalzburger Festspiele /Monika Rittershaus
Ein Spiel mit Licht und Finsternis und der Aufstellung der Kaste der Priesterinnen und Priester
Starke Eindrücke hinterlassen die ersten sehr reduzierten Bühnenentwürfe, die man in Bildform zu sehen bekommt. Und allen voran die Kostüme von Tatyana van Walsum, die zwischen modernem Minimalismus und starker Archaik oszillieren. Schon jetzt steht fest: Netrebko wird an diesem Abend eine Prinzessin einer fernen, nicht leicht einnehmbaren Schönheit sein.

Gerald Heidegger, ORF.at

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