Es ist eine weltweit einmalige Ausstellung: In Berlin sind 100 Werke zu
sehen, die jüdische Künstler während des Holocaust geschaffen haben. Kanzlerin
Merkel hat die Schau eröffnet - und war sichtlich bewegt.
Er habe anfangs gezögert, sagt der Vorsitzende der israelischenGedenkstätte Yad Vashem,
"denn diese Schätze sind unersetzlich und einmalig". Die
"Schätze", damit meint Avner Shalev die 100 Zeichnungen, Grafiken und
Malereien aus dem Kunstmuseum der Gedenkstätte. Sie alle sind von jüdischen
Künstlern während des Holocaust angefertigt worden - und nun zum ersten Mal
außerhalb von Israel zu sehen.
"Kunst aus dem
Holocaust - 100 Werke aus der Gedenkstätte Yad Vashem" heißt die Sonderausstellung im Deutschen Historischen
Museum in Berlin. Am Montagabend wurde sie von Kanzlerin Angela Merkeleröffnet, die Schau läuft bis zum 3. April. Sie bilde
den Abschluss der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der
deutsch-israelischen Beziehungen, erklärte die Museumsleitung. Die Werke sind
in den Jahren 1939 bis 1945 entstanden. 24 der 50 ausgestellten Künstler wurden
von den Nationalsozialisten ermordet.
Mit der Kunst sei es möglich, etwas von der Kraft und dem Leiden der
Menschen zu spüren, sagte Merkel bei der Eröffnung der Ausstellung. "Die
Bilder zeigen uns einen Alltag jenseits der Alltäglichkeit."
Merkel hat es eigenen Angaben zufolge sehr berührt, wie die Werke von
Israel nach Deutschland gebracht worden sind. Sie habe in der Zeitung gelesen,
dass jedes einzelne aus einer großen Sammlung herausgelöst und liebevoll
verpackt worden sei, sagte die CDU-Politikerin. Begleitet von der Angst, dass
etwas auf dem Weg passieren könne, seien die Bilder in zwei Gruppen nach
Deutschland gebracht worden. "Falls etwas passiert, dass nicht alles
Schaden nimmt", sagte Merkel. "Das hat mich sehr berührt."
Ein Kunstwerk erzählt drei Geschichten
"Alle Werke eint die Kraft des menschlichen Geistes", sagte Eliad
Moreh-Rosenberg. Die Kunstdirektorin hat die Bilder aus einem Archiv mit 10.000
Werken ausgewählt. Die Schau ist in die Themenbereiche Wirklichkeit, Porträts
sowie Transzendenz untergliedert. Während die ersten beiden Bereiche vom
Lager-Alltag und den Häftlingen erzählen, geht es bei letzterem um die
Innenwelten der Künstler.
Jedes Kunstwerk erzähle drei Geschichten, sagte Moreh-Rosenberg. Die erste
Geschichte sei das eigentliche Motiv, die zweite sei die Geschichte des
Künstlers und die dritte Geschichte handele vom Kunstwerk selbst. Es sei
schwierig gewesen, in den Ghettos und Konzentrationslagern Arbeitsmaterialien
zu finden, sagte Moreh-Rosenberg. Deshalb gebe es auch nur sechs Gemälde - die
zum Teil auf Leinwänden aus Kartoffelsäcken entstanden.
"Dass diese Werke sich auf wundersame Weise erhalten haben, ist ein
Schatz, der bis heute nichts von seiner Aussagekraft verloren hat", sagte
Alexander Koch, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum. Der
Künstler Jacop Lipschitz beispielsweise hatte seine Bilder vom Arbeitslager im
litauischen Kaunas auf einem Friedhof versteckt. Lipschitz starb kurz vor der
Befreiung des Lagers.
Die ausgestellten Künstler hätten im Bewusstsein des nahenden Todes Werke
geschaffen, die sie überleben sollten, sagte Moreh-Rosenberg. Andere wiederum
hätten hohe Risiken auf sich genommen, um diese Werke zu retten. Zu den
bekannteren ausgestellten Künstlern zählen Felix Nussbaum und Ludwig Meidner.
Die Ausstellung geht auf eine Initiative von Kai Diekmann und der Stiftung
für Kunst und Kultur zurück. Der "Bild"-Herausgeber veröffentlichte
auf seinem Twitteraccount ein Foto, das Merkels Eintrag ins Gästebuch der
Ausstellung zeigt. Demnach schrieb die Kanzlerin: "Tief bewegend, danke,
dass wir das in Berlin sehen dürfen."
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/angela-merkel-kunst-aus-dem-holocaust-ausstellung-in-berlin-eroeffnet-a-1073883.html
No hay comentarios:
Publicar un comentario