„Ich habe die Diskussion um
die ECHO-Auszeichnung für ein Rap-Album, dessen Texte eindeutig als
antisemitisch, frauenfeindlich, homophob und allgemein menschenverachtend zu
charakterisieren sind, mit großer Bestürzung verfolgt.
Als Jude, der seit vielen
Jahren gerne in Deutschland lebt und Freiheit in der Kunst als ein hohes Gut
ansieht, hat mich die Debatte besonders beschäftigt und ich habe auch
abgewartet, ob seitens der Verantwortlichen eine adäquate Reaktion hierauf
erfolgen wird. Meinungsfreiheit und Freiheit in der Kunst gehören zu den
wichtigsten Errungenschaften und Werten einer demokratischen und offenen
Gesellschaft. Mit jeder Freiheit kommt aber auch eine Verantwortung: unsere
Verantwortung, die errungenen Freiheiten so zu nutzen, dass auch die Freiheit
eines jeden anderen Menschen und Andersdenkenden bestehen kann – ebenso wie die
Verantwortung, andere Menschen in ihrer Würde zu achten und zu respektieren.
Diese Überzeugung ist seit vielen Jahren Kern meines Denkens als Mensch und
meiner Arbeit als Künstler. Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und
die offene Verachtung von vermeintlich Schwächeren und Minderheiten sind ein
Missbrauch von Freiheit, den wir als Gesellschaft niemals tolerieren dürfen.
Wir müssen uns geschlossen gegen solche Stimmen erheben und dürfen sie nicht
auch noch dadurch bestärken, dass wir sie mit Preisen auszeichnen und dadurch
legitimieren. Im Gegenteil, wir müssen heute mehr denn je für Menschlichkeit,
gegenseitige Achtung und Empathie kämpfen. In diesem Geist habe ich mich,
gemeinsam mit der Staatskapelle Berlin und dem West-Eastern Divan Orchestra,
entschieden, unsere Auszeichnungen geschlossen zurück zu geben. Kommerzielle
Interessen dürfen nicht überwiegen, wenn es um so essenzielle Fragen des
Anstands und unserer Menschlichkeit geht.“
–Daniel Barenboim
http://danielbarenboim.com/zur-aktuellen-debatte-um-den-echo-preis/
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